Ein Geschenk für das Royal College of Surgeons: Erasmus Wilson
Prof. Gerd Plewig lässt Erasmus Wilson zurück nach London reisen
Täglich hatten sie Kontakt auf Augenhöhe – Prof. Gerd Plewig und Sir Erasmus Wilson. Letzterer gemalt in Öl und „fixiert“ im Dienstzimmer des Kunstliebhabers, Bücherfreunds und ehemaligen Direktors der Klinik und Poliklinik für Dermatologie und Allergologie in München. „Vor vielen Jahren erwarb ich das Porträt, jetzt war es an der Zeit, ein neues dauerhaftes Zuhause für ihn zu finden“, sagt Plewig. Also schenkte Gerd Plewig das Bild – gemalt im Jahr 1854 – dem Royal College of Surgeons of England. Denn zu dieser Gesellschaft hatte Sir Wilson eine enge Beziehung. Nun hängt sein Konterfei vor dem Eingang zum Erasmus Wilson Reading Room in London.
„Es gibt nur eine Sache, die schöner ist als zarte, gesunde Haut und dies ist eine seltene Hautkrankheit“, soll Sir Erasmus Wilson (1809-1884) einmal gesagt haben. Aus diesen Worten spricht der passionierte Dermatologe, der als einer der berühmtesten Ärzte im viktorianischen England gilt: William James Erasmus Wilson, der 1881 von Queen Victoria in den Ritterstand erhoben wurde.
Der auf Dermatologie spezialisierte Anatom, Pathologe und Chirurg publizierte sowohl medizinische als auch populäre Bücher zum Thema Hautpflege, die man heute vermutlich als Ratgeber bezeichnen würde. Er machte – wie es so schön heißt – ein Vermögen mit seiner Privatpraxis und der Vermarktung von Hautpflegprodukten. Zugleich war er großzügig und spendenfreudig und gab das Geld mit weit geöffneten Händen aus.
In der Dermatologie ist Wilson vor allem durch sein Lehrbuch Diseases oft the Skin bekannt, das fünf Auflagen erlebte. Eine Reihe von Erkrankungen wie Lichen planus oder Spidernävi bei Lebererkrankungen (Leberhautzeichen) sind eng mit seinem Namen verbunden. Wilson gründete 1868 die erste englische dermatologische Fachzeitschrift (Journal of Cutaneous Medicine and Diseases of the Skin), in der er dann auch eine Abhandlung über den Lichem planus veröffentlichte. 1870 gründete er den Lehrstuhl für Dermatologie am Royal College of Surgeons, den er zunächst selbst innehatte. Im Jahr 1882 war er zudem Gründungsmitglied der Dermatology Society in London.
Wilson vererbte seine dermatologische Bücher- und Artefakte-Sammlung dem Royal College. Wer an dieser Stelle einen kurzen Erinnerungsblitz verspürt – „das kommt mir irgendwie bekannt vor“ – liegt richtig: Ja, Gerd und Helga Plewig hatten auch eine fulminante, aus über 3000 Bänden bestehende Fach-Büchersammlung, die sie im Jahr 2022 der Bayerischen Nationalbibliothek schenkten.
Quelle:
Löser, Christoph und Plewig, Gerd (Hrsg.) Pantheon der Dermatologie: Herausragende historische Persönlichkeiten. Springer. Heidelberg. 2008.

