Zu Gast bei Prof. Dr. med. Steffen Emmert, Universitäts-Hautklinik Rostock Interview mit Dr. Subani Perera, Gastärztin aus Sri Lanka

Wissen erweitern, praktische Fähigkeiten ausbauen und das deutsche Gesundheitssystem kennen lernen
Durch eine Gastarzttätigkeit an einer deutschen Klinik können approbierte Ärztinnen und Ärzten aus dem Ausland ihr medizinisches Wissen erweitern. Für manche von ihnen ist diese Zeit der Hospitation auch der Start für eine berufliche Perspektive in Deutschland und eine Vorbereitung auf die Erlangung der ärztlichen Approbation in Deutschland. Dr. Perera kam als Stipendiatin im Rahmen der langjährigen Zusammenarbeit der DDG mit der Dermatologie in Sri Lanka nach Deutschland.
Frage: Liebe Frau Dr. Perera, bitte stellen Sie sich kurz vor!
Subani Perera (SP): Ich bin in Colombo, Sri Lanka, geboren und aufgewachsen. Ich bin 36 Jahre alt, verheiratet und Mutter von zwei Kindern. Meinen Bachelor-Abschluss (MBBS) habe ich 2012 an der University of Sri Jayewardhenepura erworben und meinen Postgraduierten-Abschluss (MD-Dermatology) 2021 an der University of Colombo. Derzeit arbeite ich als Gastärztin an der Universitätsmedizin Rostock. Diese Ausbildung dauert ein Jahr und ist Teil der obligatorischen Auslandsausbildung, die in Sri Lanka erforderlich ist, um eine zertifizierte Dermatologin zu werden.
Frage: Frau Dr. Perera, Sie sind seit November 2022 an der Klinik und Poliklinik für Dermatologie und Venerologie der Universitätsmedizin Rostock bei Prof. Steffen Emmert tätig. Was hat Sie motiviert, sich um eine Stelle als Gastärztin an einer deutschen Universitätshautklinik zu bewerben? Wie kamen Sie auf Rostock?
SP: Die Beziehungen zwischen dem Sri Lanka College of Dermatologists und der Deutschen Dermatologischen Gesellschaft (DDG) bestehen seit über 40 Jahren. Wir haben durchgehend eine freundschaftliche und professionelle Beziehung zwischen den beiden Ländern gepflegt. Eine beträchtliche Anzahl der derzeit in Sri Lanka praktizierenden Dermatologinnen und Dermatologen wurde in Deutschland ausgebildet und hat durch die Ausbildung hervorragende Fähigkeiten und Kenntnisse erworben. Während meiner Ausbildung hatte ich das Glück, Vorträge von Dr. Andreas Montag, Dermatologe aus Hamburg, zu hören. Das hat meine Begeisterung für Deutschland geweckt. Außerdem ist Deutschland meiner Meinung nach ein Vorreiter in der Wissenschaft, insbesondere auf dem Gebiet der modernen Medizin. Daher war Deutschland mein bevorzugtes Land für meine Ausbildung in Übersee.
Mein betreuender Arzt in Sri Lanka, Prof. Jayamini Seneviratne, setzte sich diesbezüglich mit Prof. Peter Elsner in Verbindung und über ihn wurde meine Anfrage an Prof. Steffen Emmert weitergeleitet. Mit seiner freundlichen Zustimmung und Koordination und mit der unschätzbaren Unterstützung von Oberarzt und Co-Supervisor Dr. Rüdiger Panzer konnte ich für diese Ausbildung nach Rostock kommen.
Frage: Welche Voraussetzungen mussten Sie erfüllen, um die Stelle zu bekommen?
SP: Neben dem Abschluss in Medizin haben war eine Voraussetzung, dass ich bei der Ärztekammer von Sri Lanka registriert bin. Ich reichte zudem Unterlagen ein, die meine Einschreibung in die Facharztausbildung für Dermatologie bestätigten, einschließlich des erfolgreichen Abschlusses der Postgraduiertenprüfung, und eines Schreibens des Vizekanzlers des Postgraduierteninstituts für Medizin der Universität Colombo.
Außerdem war es notwendig, die finanziellen Mittel für meinen Aufenthalt in Deutschland zu beschaffen. Dies gelang durch ein Stipendium der Regierung in Sri Lanka in Form einer monatlichen Zahlung für den Lebensunterhalt. Außerdem waren Deutschsprachkenntnisse eine Voraussetzung. Bevor ich nach Rostock kam, hatte ich bereits das A1-Niveau erreicht.
Frage: Wie sieht Ihr beruflicher Alltag an der Unihautklinik in Rostock aus? Wie gelingt Ihre Integration in die Stationsabläufe und welche Tätigkeiten führen Sie aus?
SP: Die Klinik für Dermatologie und Venerologie der Universität Rostock deckt die meisten, wenn nicht alle Aspekte der medizinischen Dermatologie ab. Sie verfügt über eine Vielzahl von diagnostischen und therapeutischen Möglichkeiten, darunter Dermatochirurgie, Dermatopathologie, Allergologie, komplexe Wundtherapie mit kaltem Plasma, Lasertherapie, Phototherapie, Phlebologie usw. Außerdem werden zahlreiche Forschungs- und wissenschaftliche Studien aktiv durchgeführt.
Diese Dienstleistungen werden über mehrere Unterabteilungen der Abteilung erbracht. Dazu gehören die stationäre Abteilung, die Poliklinik, der Operationssaal, die allergologische Abteilung, die dermatopathologische Abteilung und die Tagesklinik. Ich habe eine von meinen Vorgesetzten vorbereitete Rotation zwischen den oben genannten Abteilungen, die sich als sehr effektiv erwiesen hat.
Ich führe Anamnesen durch, untersuche die Patientinnen und Patienten und beteilige mich aktiv an der Erstellung von Untersuchungs- und Behandlungsplänen für diese – selbstverständlich zusammen mit meinen Kolleginnen und Kollegen aus dem Team. Ich führe auch Eingriffe unter Aufsicht meiner Vorgesetzten durch. Ich lerne auch viel durch das Beobachten und Mitwirken bei den Verfahren und den therapeutischen Aktivitäten. Außerdem sammle ich Erfahrungen mit den wichtigen technischen Aspekten der Patientenversorgung, von denen einige für mich sehr neu sind.
Frage: Was fasziniert Sie an der Dermatologie?
SP: Es ist die Vielseitigkeit des Fachs, die mich fasziniert. Die Dermatologie ist mit fast allen anderen Bereichen der Medizin vernetzt. Die Beteiligung der Haut an systemischen Erkrankungen macht sie für die Diagnostik und das Patientenmanagement in der Inneren Medizin unabdingbar. Die Dermatochirurgie betrifft den chirurgischen Aspekt in der Medizin. Pädiatrie, Immunologie, Histologie, Mikrobiologie, Onkologie, Gynäkologie. Gynäkologie, Ästhetik usw. sind alles wesentliche Aspekte des Faches Dermatologie. Der Dermatologe ist für alle Altersgruppen und alle Körpersysteme zuständig und sowohl ein Wissenschaftler als auch ein Künstler auf seinem Gebiet.
Frage: Wie würden Sie die dermatologische Versorgung in Sri Lanka im Vergleich zu Deutschland beschreiben?
SP: Die bemerkenswerte Ähnlichkeit liegt in der primären Absicht der Gesundheitsdienstleister beider Länder, deren oberstes Ziel die Verbesserung des physischen, psychischen und sozialen Wohlbefindens der Patientinnen und Patienten ist. Die Unterschiede sind auf die Verfügbarkeit von Ressourcen zurückzuführen. In Sri Lanka sind wir durch den Mangel an diagnostischen Einrichtungen im staatlichen Sektor und durch die fehlende Erschwinglichkeit für die Patienten, sich im privaten Sektor behandeln zu lassen, eingeschränkt.
In therapeutischer Hinsicht sind wir in Sri Lanka häufig auf einige wenige Medikamente beschränkt und müssen manchmal niedrigere Ziele für die Behandlung festlegen. Auch ist die Schwelle für den Beginn der Behandlung mit einem speziellen, teuren Medikament, z. B. einem Biologikum, im Vergleich zu Deutschland viel höher.
Frage: In welcher Form profitieren Sie von Ihrer Tätigkeit als Gastärztin? Was nehmen Sie für Ihren beruflichen Werdegang mit?
SP: Ich lerne, wie sich Hautkrankheiten bei weißer Haut anders darstellen als bei farbiger Haut. Da in der Abteilung mehrere Dermatologinnen und Dermatologen mit unterschiedlichen Interessen an diesem Thema arbeiten, erhalte ich ein fundiertes Wissen und einen umfassenden Einblick in diese Aspekte. Ich bekomme auch direktes Feedback zu meiner Leistung. Außerdem erlebe ich eine umfassende Patientenbetreuung in einem Zentrum mit uneingeschränkter Verfügbarkeit von Ressourcen für Diagnose und Management.
Was ich mitnehme, sind Kenntnisse, Fähigkeiten und Einstellungen. Mit den Erfahrungen, die ich hier gesammelt habe, denke ich bereits darüber nach, wie die Dinge in Sri Lanka auf andere Art und Weise als bisher gehandhabt werden können. Dabei geht es nicht nur um medizinische Aspekte, sondern auch um administrative und akademische Aspekte.
Nicht zuletzt nehme ich neue Freundschaften, persönliche und berufliche, sowie schöne Erinnerungen mit, die ich ein Leben lang pflegen werde.
Frage: Was wünschen Sie sich für Ihre berufliche Zukunft?
SP: Nach meiner Rückkehr nach Sri Lanka möchte ich eine zertifizierte Dermatologin werden und den Menschen in Sri Lanka weiterhin meine Dienste anbieten. Außerdem hoffe ich, dass ich mich persönlich, akademisch und beruflich weiterentwickeln kann. Und schließlich möchte ich zum Fortschritt und zur Verbesserung des Fachgebiets der Dermatologie und der Menschheit im Allgemeinen beitragen.
Vielen Dank für das Gespräch!