ILDS warnt vor Missbrauch topischer Kortikosteroide zur Hautaufhellung

DDG unterstützt Kampagne zu Maßnahmen gegen Hautaufhellung
Topische Kortikosteroid-Präparate werden häufig verschrieben. Es sind wichtige Arzneimittel, um ein breites Spektrum entzündlicher Hauterkrankungen, einschließlich Psoriasis und Ekzemen, zu behandeln. Mit einem Positionspapier macht die International League of Dermatological Societies (ILDS) auf ein Gesundheitsproblem aufmerksam, das weltweit zu beobachten ist und gravierende gesundheitliche Folgen haben kann: der missbräuchliche Einsatz topischer Kortikosteroide zur Aufhellung oder Bleichung der Haut. Das Aufhellen der Haut ist infolge psychosozialer und kultureller Einflüsse in vielen Teilen Afrikas, Asiens, Südamerikas und der Karibik weit verbreitet. Dabei wird helleren Hauttönen eine bestimmte „Wertigkeit“ zugeschrieben, helle Haut wird vielfach als „schöner“ angesehen. Zusammen mit Unterstützern, darunter die Deutsche Dermatologische Gesellschaft (DDG), fordert die ILDS weltweite Maßnahmen zur Eindämmung dieser Entwicklung.
Der Missbrauch von starken topischen Kortikosteroiden, allein oder in Kombination mit anderen Inhaltsstoffen (z. B. Antibiotika, Antimykotika, Antiprotozoika und bestimmten hautaufhellenden Mitteln) in derselben Formulierung (bekannt als fixe Arzneimittelkombination), hat in vielen Teilen der Welt zugenommen. Grund dafür ist unter anderem, dass die Präparate in vielen Gegenden rezeptfrei verfügbar sind.
Kortikosteroide werden zur Aufhellung der Haut eingesetzt, weil sie die Melaninproduktion hemmen, was in der Regel durch Reduktion von Melanozyten (Pigmentzellen) beziehungsweise melaninbildender Enzyme (v.a. Tyrosinase) gelingt. In Folge einer verringerten Pigmentierung wird die Haut heller. An diesem Wirkprinzip orientieren sich auch Kosmetikprodukte, die den Hautton aufhellen. Studien haben ergeben, dass eine längere Anwendung von kortikoidhaltigen Hautbleichmitteln zu verschiedenen unerwünschten Wirkungen führen kann. Zu diesen Steroid-Nebenwirkungen gehören Hautverdünnung, Dehnungsstreifen, Blutergüsse, anhaltende Rötungen (Erytheme), das Auftreten kleiner Blutgefäße (Teleangiektasien) und erhöhte Lichtempfindlichkeit. Es gibt auch Berichte über Glaukom, Osteonekrose des Hüftkopfes sowie Pilz- und bakterielle Infektionen im Zusammenhang mit ihrer Anwendung als Hautaufheller.
Global betrachtet hat sich eine schnell expandierende Industrie entwickelt, die mit Hautaufhellungsmitteln ihren Umsatz stetig erhöht. Im ILDS-Positionspapier wird das Marktvolumen mit 8,5 Milliarden US-Dollar im Jahr 2023 angegeben. Die Prognose lautet, dass es bis 2032 15,5 Milliarden US-Dollar sein könnten.
Die ILDS fordert die Aufsichtsbehörden der Länder auf, strengere Maßnahmen zu ergreifen, um Patientinnen und Patienten vor den Schäden zu schützen, die leicht erhältliche starke Steroidprodukte und der Missbrauch topischer Steroide verursachen. Um das Problem in den Griff zu bekommen, ist laut ILDS ein mehrgleisiger Ansatz erforderlich, der Folgendes umfasst:
- Patienten sollten topische Kortikosteroide, außer in leichter Stärke, nur auf Rezept und nach Verordnung durch eine entsprechend ausgebildete medizinische Fachkraft erhalten.
- Die Regulierungsbehörden müssen die Abgabe von Monotherapien und/oder fest dosierten Kombinationen, die starke oder hochpotente Kortikosteroide enthalten, ohne Rezept verbieten.
- Zum Schutz der Öffentlichkeit vor diesen Risiken der Über- und Fehlanwendung sind klare Leitlinien erforderlich.
- Das Bewusstsein und das Verständnis für die sichere und angemessene Verwendung von topischen Kortikosteroiden sollen gestärkt werden.
Dass wir in Europa davon eher wenig mitbekommen, liegt nicht zuletzt daran, dass im EU-Raum eine entsprechende Gesetzgebung den Verkauf hautaufhellender Produkte stark einschränkt. Dennoch können zweifelhafte Produkte auch in Europa relativ einfach bezogen werden.