
Advanced Clinician Scientist Program: Durch mehr Zeit intensiver forschen
Wie das Förderungsprogramm der Deutschen Stiftung für Dermatologie Forschung im klinischen Umfeld stärkt
Interview mit Priv. Doz. Dr. Dr. med. Felix Lauffer, Advanced Clinician Scientist, über seine Forschungen zu chronisch-entzündliche Hauterkrankungen
„Für alle jungen Dermatologinnen und Dermatologen mit Forschungsinteresse in Deutschland ist das Clinician Scientist- Programm ein starkes Signal, dass die Bedeutung des wissenschaftlichen Nachwuchses geschätzt wird und dass Forschung und Klinik nicht in Konkurrenz stehen müssen, sondern sich gegenseitig bereichern.“ Felix Lauffer
Die Deutsche Stiftung für Dermatologie unterstützt mit ihrem Clinician Scientist Program Dermatologinnen und Dermatologen mit Forschungsstipendien, um klinische Tätigkeit und dermatologische Forschung zu verbinden. Für die Förderungsperiode 2022/23 wurden fünf Stipendiatinnen und Stipendiaten ausgewählt, die für einen definierten Zeitraum ganz oder teilweise von ihren klinischen Aufgaben freigestellt werden und sich in dieser Zeit ihren Forschungsvorhaben widmen können. Priv. Doz. Dr. Dr. med. Felix Lauffer, Oberarzt an der Klinik und Poliklinik für Dermatologie und Allergologie am Biederstein, TUM, ist Advanced Clinician Scientist. Er leitet die Arbeitsgruppe „Experimentelle Dermato-Immunologie“ an der Hautklinik am Biederstein. Die Gruppe erforscht die Pathogenese chronisch-entzündlicher Hauterkrankungen, beispielsweise der Psoriasis oder des atopischen Ekzems. Seit Juli 2022 kann Dr. Lauffer sich dank der „geschützten Forschungszeit“ stärker auf die wissenschaftliche Tätigkeit konzentrieren.
Frage: Herr Dr. Lauffer, Sie sind Teilnehmer des Advanced Clinician Scientist Program (ACSP) 2022/23 der Deutschen Stiftung für Dermatologie. Was hat Sie motiviert, sich für das Programm zu bewerben?
Dr. Lauffer: Ich habe immer mit großer Freude neben der Klinik auch wissenschaftlich gearbeitet. Allerdings fiel es mir schwer, neben der Patientenversorgung ausreichend Zeit zu finden, um wissenschaftliche Projekte umzusetzen. Die Ausschreibung der Deutschen Stiftung für Dermatologie hat den großen Vorteil, dass sie nicht nur an Ärztinnen und Ärzten in der Weiterbildung gerichtet ist, sondern es auch Fach- und Oberärztinnen/-ärzte ermöglicht, geschützte Forschungszeit im klinischen Alltag zu bekommen.
Frage: Die durch das ACSP mögliche Forschungszeit begann im Juli dieses Jahres. Das Programm sieht vor, dass Sie von 50 Prozent der klinischen Verpflichtungen befreit werden. Wie hat sich dies auf die Forschungsarbeit ausgewirkt?
Dr. Lauffer: Meine Forschung hat von der Förderung durch die Deutsche Stiftung für Dermatologie deutlich profitiert. Einerseits kann ich nun an meinen Forschungstagen intensiv an Publikationen und Anträgen arbeiten. Andererseits merke ich, dass wir in unserer Arbeitsgruppe Projekte und Daten deutlich fokussierter und konzentrierter diskutieren können, wenn nicht ständig mein Kliniktelefon klingelt.
Frage: In Ihren Forschungen geht es um chronisch-entzündliche Hauterkrankungen wie die Psoriasis oder das atopische Ekzem. Was ist das Ziel Ihres aktuellen Projekts „Inflammatory cell death as a key regulator of type 1 inflammatory skin diseases“?
Dr. Lauffer: Wir haben in den letzten Jahren viel über die Pathogenese der zwei häufigsten entzündlichen Hautkrankheiten gelernt, der Psoriasis und der atopischen Dermatitis. Aber es gibt noch so viele andere Erkrankungen, bei denen wir weder ein gutes Verständnis über die Pathogenese haben, noch spezifische Therapeutika ansetzen können. In diesem Projekt fokussieren wir uns auf die sogenannten Typ 1 entzündlichen Hautkrankheiten, also Hautkrankheiten, die durch eine Interface Dermatitis charakterisiert sind, wie der Lichen planus oder der kutane Lupus erythematodes. Wir konnten in früheren Arbeiten zeigen, dass bei der Entstehung der Interface Dermatitis entzündlicher Zelltod aktiv ist, der zu einem unkontrollierten Platzen von Keratinozyten führt, wodurch die Entzündungsreaktion der Haut noch weiter angetrieben wird. In diesem Projekt möchten wir nun den Stellenwert des entzündlichen Zelltods für die Entwicklung und Aufrechterhaltung von Typ 1 entzündlichen Hautkrankheiten detailliert mit dem Ziel untersuchen, neue therapeutische Strategien zu entwickeln, mit denen wir diese Erkrankungen in Zukunft besser behandeln können.
Frage: Sie leiten das Kompetenzzentrum entzündliche Hauterkrankungen an der TUM und die damit verbundene Sprechstunde. Was macht den persönlichen Kontakt zu Patientinnen und Patienten so wichtig und wie beeinflusst das Ihre Forschungen?
Dr. Lauffer: Der Kontakt mit Patientinnen und Patienten verdeutlicht uns immer wieder zwei wesentliche Punkte in der Entwicklung der Dermatologie. Erstens: Basierend auf der guten Forschung der letzten Jahrzehnte können wir heute viele Hautkrankheiten so effektiv und nebenwirkungsarm behandeln, wie man sich das vor zehn bis 15 Jahren nicht hätte vorstellen können. Zweitens, und das ist der wichtigere Punkt, wir haben immer noch viel Arbeit vor uns, denn es gibt weiterhin viele entzündliche Hautkrankheiten, bei denen wir in der Klinik vor großen Herausforderungen stehen, sei es durch mangelnde Wirksamkeit der eingesetzten Medikamente oder durch die damit verbundenen Nebenwirkungen. Wir freuen uns sehr, dass viele Patientinnen und Patienten unsere wissenschaftliche Arbeit schätzen und dadurch unterstützen, dass sie bereit sind Blut- und Gewebeproben für unsere hausinterne Biobank zu spenden, was für unsere translationale Forschung elementar ist.
Frage: Was bedeutet das Advanced Clinician Scientist Programm für Sie? Was ist Ihr Zwischenfazit?
Dr. Lauffer: Für mich persönlich bedeutet diese Förderung die Chance, mich als Wissenschaftler und klinischer Dermatologe weiterzuentwickeln. Ich kann so meinen wissenschaftlichen Schwerpunkt im Bereich entzündlicher Hautkrankheiten sowie meine Forschungsgruppe weiter ausbauen, ohne die Patientenversorgung aufgeben zu müssen. Für alle jungen Dermatologinnen und Dermatologen mit Forschungsinteresse in Deutschland ist das Clinician Scientist Program ein starkes Signal, dass die Bedeutung des wissenschaftlichen Nachwuchses geschätzt wird und dass Forschung und Klinik nicht in Konkurrenz stehen müssen, sondern sich gegenseitig bereichern.
Vielen Dank für das Gespräch!