Das virtuelle internationale Moulagen-Archiv
Moulage 2.0 – Historische Wachsmodelle dermatologischer Erkrankungen in 3D zugänglich machen
Das Virtuelle Internationale Moulagen Archiv stellt sich vor
Gastbeitrag: Alexander Schneller
Moulagen sind den meisten jüngeren dermatologischen Kolleginnen und Kollegen heutzutage kein Begriff mehr. Doch vom 18. Jahrhundert bis in die 1950er Jahre des 20. Jahrhunderts hinein waren dreidimensionale Rekonstruktionen von Hautkrankheiten von entscheidender Bedeutung für die medizinische Ausbildung und jede große europäische Universitätsklinik verfügte über mehrere Tausenden solcher Wachsmodelle. Mit dem Aufkommen der Farbfotografie wurden diese lebensgroßen Nachbildungen eher zu einer Last als zu einem Schatz, denn sie erforderten kostenintensive konservatorische Anstrengungen und ihre Lagerung enormen Platzbedarf. Daraufhin gerieten sie in Vergessenheit, und die Dermatologie wurde um ein etabliertes Lehrmedium ärmer.
Hautkrankheiten mit digitalisierten Moulagen am 3D-Modell lernen
Um bei über 3000 verschiedenen dermatologischen Krankheiten die richtige Diagnose zu stellen, ist die korrekte Beschreibung dreidimensionaler Strukturen wie „Papeln“ und „Bullae“ oder die Unterscheidung von „Plaques“ und „Maculae“ unerlässlich. Dies kann nicht allein durch Fotos vermittelt werden, da diese keinen Rückschluss auf die Haptik der Haut zulassen. Dank Innovationen im Bereich der 3D-Technologien gibt es nun die Möglichkeit, diesen Hindernissen zu begegnen und mit modernen 3D-Scanning- und 3D-Visualisierungsverfahren lebensechte Replikationen der Moulagen herzustellen. Hiermit können bestehende Moulagensammlungen digitalisiert und den Lehrenden, Lernenden und interessierten Fachkreisen zur Verfügung gestellt werden. Moulagen werden so wieder Teil der dermatologischen Lehre, bieten immersive Lernerfahrungen und werden nebenbei vor dem weiteren Verfall geschützt.
Aufgabe des Virtuellen Internationalen Moulagen Archivs ist es, diesen Digitalisierungsprozess anzustoßen und zu begleiten. Es stehen bereits über 500 3D-Rekonstruktionen aus den Beständen von Frankfurt, Paris, Zürich und Bologna zur Verfügung. Interessierte Sammlungen können sich bei Interesse an einer Teilnahme gerne an alexanderfelix.schneller(at)uk-augsburg.de wenden.
Zum Autor:
Alexander Schneller ist Assistenzarzt an der Klinik für Dermatologie und Allergologie
Universitätsklinikum Augsburg – Medizincampus Süd und ärztlicher Mitarbeiter am Institut für Digitale Medizin am Lehrstuhl Datenmanagement und Clinical Decision Support der Universität Augsburg.

