Spezialsprechstunde Skin of Color
Ein Interview mit Dr. Ephsona Shencoru (Charité, Berlin)
Online-Umfrage: Teilen Sie Ihren Wissensstand zu „Skin of Color Dermatologie“
Hauterkrankungen wie Psoriasis, atopische Dermatitis oder malignes Melanom betreffen alle Menschen, unabhängig davon welchem Hauttyp sie zuzuordnen sind. Da es in medizinischen Fachbüchern jedoch weniger Fallbeispiele dermatologischer Krankheiten der Hauttypen IV-VI nach Fitzpatrick (auch als Skin of Color beschrieben) gibt, werden Dermatosen bei dunkleren Hauttypen mitunter falsch eingeschätzt oder erst im fortgeschrittenen Stadium diagnostiziert. Solange es hinsichtlich einer Lehrbuchüberarbeitung noch dauert, sind spezielle Fortbildungen zu Hauterkrankungen bei Menschen mit Skin of Color für den dermatologischen Praxisalltag essentiell. Zugleich besteht bei den betroffenen Patientinnen und Patienten ein großer Beratungsbedarf. Abhilfe schafft hier die „Skin of Color Sprechstunde“ der Klinik für Dermatologie, Venerologie und Allergologie, der Charité.
Frage: Frau Dr. Shencoru, zusammen mit Dr. Katharina Meier befassen Sie sich intensiv mit dem Thema „Skin of Color Dermatologie“. An der Charité findet zwei Mal im Monat die „Skin of Color Sprechstunde“ statt. Wann und warum haben Sie dieses Angebot entwickelt?
Dr. Ephsona Shencoru (ES): Die Nachfrage bei unseren Patientinnen und Patienten ist sehr groß, sodass ich schon während meiner Assistenzarztzeit an der Charité immer mehr Konsultationsanfragen erhielt. Da wir uns bereits seit Längerem mit dem Thema Skin of Color Dermatologie beschäftigten, erschien es uns sinnvoll, eine entsprechende Sprechstunde ins Leben zu rufen. Die „Skin of Color Sprechstunde“ gibt es seit knapp zwei Jahren.
Frage: Welche Erfahrungen haben Patientinnen und Patienten gemacht, bis sie dann schließlich bei Ihnen in der Sprechsunde sind??
ES: Bei der Erstvorstellung handelt es sich häufig um Symptome, die bereits seit vielen Monaten oder sogar Jahren bestehen und entweder keine weitere Abklärung (keine Diagnose) erfolgte oder die Therapie nicht ausreichend bzw. zufriedenstellend war. Mein eindrucksvollster Fall war ein 31-jähriger Patient, der seit fünf Jahren Hypopigmentierungen am gesamten Körper hatte, welche bis zur Vorstellung bei uns mehrfach fehldiagnostiziert wurde. Er hatte eine hypopigmentierte Mycosis fungoides.
Frage: Was sind die häufigsten Dermatosen, die Sie in der Sprechstunde zu sehen bekommen?
ES: Akne vulgaris und postinflammatorische Hyperpigmentierungen, atopische Dermatitis, Pityriasis vesicolor.
Frage: Wie kommen interessierte Patientinnen und Patienten an einen Termin für die Sprechstunde?
ES: Auf der Internetseite unserer Hautklinik gibt es für Patientinnen/Patienten und Kolleginnen/Kollegen die Möglichkeit, mit uns in Kontakt zu treten.(Kontaktdaten unter „Unsere Terminvergabe“: https://derma.charite.de/leistungen/allgemeine_dermatologie/)
Frage: Die „Skin of Color Sprechstunde“ der Charité-Hautklinik ist die bislang einzige an einer deutschen Klinik. Wie ließe sich dieses Konzept mehr in die Fläche bringen?
ES: Mir ist bewusst, dass nicht jede und jeder nach Berlin reisen kann. Meine Traumvorstellung ist daher, dass wir in den nächsten Jahren mehrere „Skin of Color Sprechstunden“ in Deutschland haben und somit die Bedürfnisse unserer Patientinnen und Patienten abdecken können. Eine engere Vernetzung unter Dermatologinnen und Dermatologen wäre ideal und zudem eine gute Möglichkeit, Wissen zu diesem Thema zu teilen.
Frage: Welche Angebote der Fortbildung gibt es für Kolleginnen und Kollegen, bzw. wie können sich diese stärker in das Thema einbringen.
ES: Das Thema Skin of Color Dermatologie bekommt auf den internationalen Kongressen, aber auch auf den nationalen Veranstaltungen, zunehmend Raum. Das ist eine positive Entwicklung, aber erst ein Anfang. Des Weiteren existiert bereits sehr gute Literatur aus dem anglosächsischen Raum. Zur „Basisarbeit“ gehört, dass wir verstehen, wie unser aktueller Wissensstand ist und was wir uns als Dermatologinnen und Dermatologen in Deutschland wünschen. Die Datenlage* hierzulande ist noch dürftig. Aber in der letzten Zeit sind einige Umfragen in der Kollegenschaft dazu gestartet worden, wie beispielsweise von der Unihautklinik Essen und dem Universitätsklinikum Marburg. Hierzu gehört auch unsere Online-Umfrage für Dermatologinnen/Dermatologen und Studierende, an der noch teilgenommen werden kann. Wir hoffen, dadurch einen Überblick zum aktuellen Wissenstand in Bezug auf die Behandlung von Dermatosen bei dunkleren Hauttypen zu erhalten.
Vielen Dank für das Interview!
Machen Sie mit bei der Online-Umfrage und teilen Sie Ihren Wissensstand zu „Skin of Color Dermatologie“.
Hier geht es zur Umfrage.
Ansprechpartnerin:
Dr. med. Ephsona Shencoru
E-Mail: ephsona.shencoru@charite.de
Skin of Color Sprechstunde:
Kontaktmöglichkeit unter “Unsere Terminvorgabe“ auf: https://derma.charite.de/leistungen/allgemeine_dermatologie/
Terminhinweis: KoPra (1.-3. März 2024)
Plenarsession 06/03: „Dermatologische Besonderheiten der Hautfarbe“ (P06: Global Dermatology)
Referent: Andreas Montag
Freitag, 1. März, 18:30 - 18:45 Uhr
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* Anmerkung: In 2023 fanden zwei Umfragen zu diesem Thema statt. (Klinik für Dermatologie am Universitätsklinikum Essen, Dr. med. Frederik Krefting, PD Dr. med. Wiebke Sondermann und Klinik für Dermatologie und Allergologie am Universitätsklinikum Marburg, Dr. med. Martin Gschnell)
