DDG intern: Persönlichkeiten in der DDG

Dermatologe, Versorgungsforscher und Gesundheitsökonom mit Weitblick
Ein Porträt über Prof. Matthias Augustin
Wer jeden Morgen die Vorgänge des Tages plant und diesem Plan folgt, trägt einen Faden in sich, der ihn durch das Labyrinth des geschäftigen Lebens führen wird.
Victor Hugo (1802 - 1885), französischer Schriftsteller und Politiker
Unsere Gegenwart ist im Beruflichen wie Privaten von einer Daten- und Informationsflut geprägt. In fast allen Lebensbereichen beschleunigen und verdichten sich die Abläufe – oft mithilfe digitaler Tools – kontinuierlich. Hier sind Fähigkeiten von Vorteil, die helfen, die Fülle an Aufgaben zu handhaben. Während in früheren Zeiten gern das Wort „Multitasking“ im Sinne von gleichzeitig erledigen genannt wurde, weiß man doch heute etwas genauer, wie das vor sich geht, wenn einer „vieles auf einmal“ bewerkstelligt. Es ist im Kern die Fähigkeit, kontinuierlich und strukturiert zwischen Aufgaben zu wechseln – nur können es die einen offenbar schneller als die anderen.
Prof. Matthias Augustin ist ein solcher „Multitasker“ mit enormen Task Switching-Fähigkeiten. Die Anzahl der Aufgaben, Projekte, Meetings und Konzepte von Matthias Augustin lassen staunen. Sie alle bewältigt er, weil er mit weitem Blick planend vorangeht: Er analysiert, definiert die zu erreichenden Ziele, systematisiert das Vorgehen und sichert die Ergebnisse. Wer Matthias Augustin kennt, weiß zudem, dass er allen Aktivitäten nachgeht, ohne auch nur ansatzweise aus der Ruhe zu kommen. Zu dieser Besonnenheit gesellt sich eine ausgeprägte Vitalität.
Mit dieser Haltung begegnet der Dermatologe, der seit 2010 das Institut für Versorgungsforschung in der Dermatologie und bei Pflegeberufen (IVDP) am Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf (UKE) leitet, nicht nur seinen Forschungsgegenständen, sondern vor allem den Patientinnen und Patienten. Dem Konzept einer menschenorientierten Gesundheitsversorgung (People-Centered Health Care, PCHC) folgend entwickelt er Instrumente, mit denen die Bedürfnisse und das Wohlbefinden von Patientinnen und Patienten dokumentiert werden können. Durch das Erfassen von weiteren Daten zur Krankheitslast und die Auswirkungen von Behandlungen werden dann weitere Therapieansätze und Unterstützungsangebote konzipiert und implementiert.
Am Anfang steht bei Matthias Augustin immer eine „gute Frage“. Und dann beginnt er, datenbasiert das Fundament zu gießen, auf dem kluge und tragfähige Konzepte aufgebaut werden. In der Dermatologie steht der Name Matthias Augustin für diese Vorgehensweise, die immer belegen und begründen kann, wie eine Aussage zustande kommt und weshalb eine Forderung richtig ist. Mit überzeugenden Daten kann man etwas bewegen, wie jüngst die Änderung beim G-BA zeigte: Histopathologische Leistungen im Kontext des ASV können nun von Dermatologinnen und Dermatologen mit der Zusatzbezeichnung Dermatopathologie abgerechnet werden. Die Daten bewiesen, dass die pathologische Diagnostik von Hauttumoren zum größten Teil von der Dermatologie erbracht wird.
Medizin und Epidemiologie sind in der Arbeit von Prof. Augustin auf das engste verzahnt. Ob Hautkrebs, chronische Wunden, Gefäßkrankheiten, Psoriasis, Neurodermitis, Akne oder Allergien – Augustins medizinische Forschungsgebiete sind stets verbunden mit Aspekten der Gesundheitsökonomie, der Versorgungsforschung und der Lebensqualitätsforschung. Bei letztgenannter sind es die Schwerpunkte Haut-, Allergie-, Gefäß- und Schmerzerkrankungen.
Noch besser lassen sich Daten in großen Verbünden erheben und so ist es nicht überraschend, mit wie vielen Netzwerken und Registern Matthias Augustin in seinem Berufsleben bereits zu tun hatte. Das Competenzzentrum für Versorgungsforschung in der Dermatologie (CVderm) wurde von ihm mitgegründet. Die Aufgaben des Zentrums liegen in der Basisdokumentation der Versorgungsforschung zu Hauterkrankungen und Allergien in Deutschland, die Initiierung eigener Versorgungsstudien sowie die methodische Beratung anderer Arbeitsgruppen.
Daten korrekt erfassen und für die Analyse verfügbar machen ist die Voraussetzung dafür, Entwicklungen in der „gesundheitspolitischen Zukunft“ zu antizipieren und entsprechenden Ziele und Forderungen zu formulieren. Matthias Augustins Name ist u.a. eng verbunden mit dem PsoBest Register, mit der Gründung des Hautnetz Deutschland e. V. und den Aktivitäten der Forschungsgruppe „People-Centered Health Care“ am UKE.
Matthias Augustin, Jahrgang 1962, studierte Medizin in Mailand, Hamburg und Freiburg. Seine Facharztweiterbildung absolvierte er an der Universitäts-Hautklinik Freiburg. Ab 1996 war er dort als Oberarzt tätig und wurde ab 2003 stellvertretender Direktor der Hautklinik. 2004 wurde er zum Universitätsprofessor für Gesundheitsökonomie und Lebensqualitätsforschung, Uniklinikum Hamburg-Eppendorf (UKE) berufen. 2005 gründete er die Competenzzentren für dermatologische Forschung (CeDeF) und für Versorgungsforschung in der Dermatologie (CVderm), deren Leitung er dann übernahm. Es folgte 2009 die Gründung Comprehensive Wound Center (CWC) am UKE. Seit 2010 Direktor des IVDP am UKE.
Prof. Augustin ist in zahlreichen nationalen und internationalen Fachgesellschaften Mitglied, er ist Präsident der Deutschen Gesellschaft für Präventionsforschung und -praxis e. V. (DGPF) und Vorstandsmitglied im Deutschen Wundrat, den er 2014 gegründet hat und dessen Präsident er von 2014 bis 2019 war. Er engagiert sich zudem stark für und im Berufsverband der Deutschen Dermatologen.
Aktuell ist er nicht nur IVDP-Direktor, sondern zudem Co-Direktor des Hamburg Center for Health Economics (HCHE) von UKE und Universität Hamburg sowie Vorstandsmitglied des Center for Health Care Research (CHCR) am UKE.
Die Arbeit der DDG unterstützt Matthias Augustin seit mehr als 25 Jahren: Seit 2003 als Vorsitzender der AG „Gesundheitsökonomie und Evidenz-basierte Medizin“ der DDG, seit 2004 als Beauftragter für den Gemeinsamen Bundesausschuss und das Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen. Durch seine Expertise in der Gesundheitsökonomie und der Versorgungsforschung ist Prof. Augustin für viele Aufgabenbereiche der DDG ein unverzichtbarer und die Projekte maßgeblich gestaltender Mitstreiter.
