Interview: Nachwuchsforum der Berufs- und Umweltdermatologie am 26. Juni 2025
Forschungslandschaft, Karrierewege und Zukunft der Berufsdermatologie im Fokus
Anmeldungen ab Februar 2025 möglich
Ein Gespräch mit Dr. Philipp Bentz (Heidelberg) und Karl-Philipp Drewitz (Magdeburg)
Speziell für junge Dermatolog:innen bietet die Arbeitsgemeinschaft für Berufs- und Umweltdermatologie e. V. (ABD) der DDG auf ihrer Jahrestagung 2025 am 26. Juni zum ersten Mal das ABD-Nachwuchsforum 2025 an. Dr. Philipp Bentz (Heidelberg) und Karl-Philipp Drewitz (Magdeburg), die Organisatoren der Veranstaltung, erläutern im Gespräch, warum die Berufsdermatologie Nachwuchs braucht, welche Karrierewege die Berufsdermatologie bietet und warum Vernetzung wichtig ist.
Frage: Was sind die Gründe, dem Thema Nachwuchsförderung auf der ABD-Tagung ein besonderes Forum zu bieten?
Dr. Philipp Bentz (PB): Die Berufsdermatologie ist ein vergleichsweise kleines Fachgebiet, das aufgrund seiner speziellen Anforderungen und auch der rückläufigen Zahlen an spezialisierten Standorten zunehmend auf junge Kolleginnen und Kollegen angewiesen ist. Wir wollen dem Thema „berufsdermatologischer Nachwuchs“ also eine besondere Bühne bieten, um die Zukunft der Berufsdermatologie zu sichern. Angesichts wirtschaftlicher und struktureller Herausforderungen im Gesundheitswesen, der Altersstruktur der Ärzteschaft und des weiterhin hohen Anteils an beruflich bedingten Hauterkrankungen kam bei den Organisator:innen der ABD-Tagung die Idee eines Nachwuchsforums auf. Mein Kollege und ich haben die Gelegenheit dankbar aufgenommen und sie mit Leben gefüllt.
Frage: Welchen Stellenwert hat aus Ihrer Sicht die Berufsdermatologie in der dermatologischen Ausbildung? Gibt es Defizite und falls ja, was sind die Gründe dafür?
Karl Philipp Drewitz (KPD): Die Berufsdermatologie nimmt in der dermatologischen Facharztweiterbildungen eher eine untergeordnete Rolle ein. Und im gesamten Medizinstudium ist sie fast unsichtbar. Als kleiner, aber wichtiger Baustein der Facharztqualifikation wird sie von angehenden Dermatologinnen und Dermatologen häufig kaum wahrgenommen, weshalb das Fach selten die Aufmerksamkeit erhält, die es verdient. Zudem gibt es nur wenige etablierte Fachleute, die für die Berufsdermatologie „Werbung“ machen könnten.
Frage: Was macht das Thema Berufsdermatologie insgesamt und die BK 5101 im Besonderen so wichtig?
PB: Das Feld bewegt sich quasi auf „mehreren Ebenen“ gleichzeitig. Im Zentrum steht klar die Behandlung des einzelnen Menschen. In der Berufsdermatologie geschieht dies aber in einem komplexen Geflecht aus Versicherungsträgern, Arbeitgebern, dermatologischen Kliniken und niedergelassenen Kolleg:innen. Beruflich bedingte Hauterkrankungen, insbesondere die BK 5101 (irritative und allergische Kontaktekzeme), zählen zu den häufigsten Berufskrankheiten in Deutschland und haben erhebliche Auswirkungen auf die Lebensqualität, berufliche Teilhabe und Produktivität der Betroffenen. Eine rechtzeitige Diagnose und Therapie ist daher essentiell.
KPD: Auch Daten aus dem Informationsverbund Dermatologischer Kliniken (IVDK), einem Zusammenschluss von über 50 dermatologischen Zentren in D-A-CH, die uns ihre Daten zur Diagnostik und Anamnese zu Kontaktallergien zur Verfügung stellen, unterstreichen, dass berufliche Exposition eine zentrale Rolle bei der Entstehung von Kontaktallergien spielt. In Zeiten von Diskussionen über Fachkräftemangel und steigenden Sozialausgaben kommt dem Erhalt der Gesundheit (und damit auch der Berufstätigkeit) daher zusätzlich eine gesamtgesellschaftliche Relevanz zu.
Frage: Welche Themen stehen an diesem Fortbildungstag am 26. Juni 2025 im Mittelpunkt?
KPD: Dieses Format wird ja zum ersten Mal angeboten, daher haben wir uns mit Kolleg:innen aus Forschung und Patientenversorgung ausgetauscht und einige Themen ausgewählt. Wir teilen das Forum in drei Teile auf: Zunächst geben wir, als Vorsitzende, einen kurzen Einblick in Fördermöglichkeiten, bzw. Mitteleinwerbung für eigene Vorhaben und zeichnen anhand eines konkreten Forschungsprojektes den Weg von der Grundlagenforschung in die Praxis nach. Der zweite Teil wird eine ganz klassische Präsentation von dermatologischen Projekten von eingeladenen, jungen Kolleg:innen.
PB: Wir möchten dabei dem sich anschließenden Austausch aber einen deutlich größeren Raum geben, als dies unserer Erfahrung nach auf den meisten Kongressen der Fall ist. Wir wollen die Teilnehmenden ermutigen, in eine tiefgehende Diskussion über das Thema zu kommen, über Relevanz für und Möglichkeiten der Übertragbarkeit in die Praxis zu sprechen.
Im abschließenden Teil werden wir zwei Impulsvorträge zu Karrierewegen und Zukunft in der (Berufs)-Dermatologie hören und laden dann zum Austausch in kleineren Gruppen über dieses Thema ein. Die Ergebnisse werden fixiert und im Hauptprogramm allen teilnehmenden Kolleg:innen präsentiert. Uns ist wichtig, dass die Arbeit dieses Forums auch Resonanz bei allen Teilnehmenden der Tagung findet.
Frage: Was empfehlen Sie jungen Dermatologinnen und Dermatologen, die vielleicht bislang noch keinen Kontakt mit dem Fach Berufsdermatologie hatten? Wie kann sie ein Baustein im Karriereweg werden?
PB: Wir haben zuvor über die Relevanz der Berufsdermatologie gesprochen. Um diese Ziele zu erreichen, benötigt man einen klar von Multidisziplinarität gekennzeichneten Weg, der eine Vielzahl nicht-medizinischer Berufsgruppen umfasst. Junge Dermatolog:innen lernen in der Berufsdermatologie, die Expertise unterschiedlicher Professionen in ihr eigenes Handeln zu integrieren. Im Austausch mit anderen Berufsgruppen lernt man Patient:innen häufig nochmal aus ganz anderen Blickwinkeln kennen und kann den weiteren Behandlungspfad reflektierter steuern. Solche Kompetenzen sind für den weiteren Karriereweg von Nutzen, auch wenn man die Berufsdermatologie vielleicht dann doch zugunsten eines anderen Teilgebietes wieder verlässt.
Daher können wir nur alle Kolleg:innen mit Freude an akribischer Anamnese und Diagnostik, die gerne das „große Ganze“ betrachten, ermutigen, sich die Berufsdermatologie anzusehen! Lernen Sie Leute kennen und vernetzen Sie sich. Sowohl im Bereich Forschung als auch Krankenversorgung gibt es auch Nischen, die gefüllt werden wollen. Wem die Möglichkeit geboten wird, zu Fort- und Weiterbildungen und Austauschformaten zu fahren, sollte sie wahrnehmen.
Frage: Welche Pläne gibt es in Bezug auf eine Verstetigung des Nachwuchsforums? Wie kann es gelingen, den Schwung des Nachwuchsforums aufzugreifen und eine dauerhafte Vernetzung der Teilnehmenden zu ermöglichen?
KPD: Wir wollen zunächst das Feedback für diese Veranstaltung abwarten und dann über dessen Zukunft entscheiden. Es gibt bereits mehrere Plattformen, auf denen sich junge Kolleg:innen der Dermatologie vernetzen können. Parallele Strukturen aufzubauen, nutzt daher keinem. Wir wollen eher dazu anregen, sich in Vorhandenem zu integrieren, um dem „Nachwuchs“ eine deutliche Stimme geben zu können.
Die berufsdermatologische Community in Deutschland ist recht überschaubar und die entsprechenden Veranstaltungen gut bekannt. Wenn das Nachwuchsforum dafür sorgt, dass sich junge KollegInnen zukünftig dort treffen und fachlich als auch privat enger austauschen, haben wir unser Ziel erreicht.
Vielen Dank für das Gespräch!
Das Nachwuchsforum Berufsdermatologie findet am 26. Juni 2025 (9-13 Uhr) auf der 18. Jahrestagung der ABD 26.-28. Juni 2025 in Heidelberg statt. Die Teilnahme ist kostenfrei. Anmeldungen sind ab Februar möglich.
Termin: Do, 26.06.2025, 9-13 Uhr
Ort: Marriott Hotel, Vangerowstraße 16, 69115 Heidelberg
18. Jahrestagung der ABD 26.-28. Juni 2025 in Heidelberg
Auf der ABD-Tagung 2025 geht es zudem um aktuelle Neuerungen im Versicherungsrecht, Neues zur Diagnostik und Therapie von Berufserkrankungen und um das Thema berufsbedingter Hautkrebs.
Zu den Personen:
Dr. Philipp Bentz, MScN, ist Pflegewissenschaftler und Wissenschaftlicher Mitarbeiter am Universitätsklinikum Heidelberg in der Sektion Berufsdermatologie. Dort betreut er eine berufsdermatologische Kohorte in welcher Molekulardiagnostik zur Unterscheidung von Psoriasis und Ekzem verwendet wird.
Philipp.Bentz(at)med.uni-heidelberg.de
Karl Philipp Drewitz, MPH, ist Wissenschaftlicher Projektmanager am Institut für Sozialmedizin und Gesundheitssystemforschung (ISMG) an der Medizinischen Fakultät der Otto-von-Guericke Universität Magdeburg. Er betreut dort über 30 Forschungsprojekte und ist an verschiedenen Forschungsinitiativen zu Hauterkrankungen und Allergien beteiligt. Zudem ist er Wissenschaftlicher Mitarbeiter des Informationsverbundes Dermatologischer Kliniken (IVDK) an der Universitätsmedizin Göttingen.
karl-philipp.drewitz(at)med.ovgu.de

