Aufnahme von Ustekinumab, Adalimumab und „Broad-Screen“-Sonnenschutz sowie Hautpflege
Alle zwei Jahre aktualisiert die Weltgesundheitsorganisation (WHO) ihre Liste unentbehrlicher Arzneimittel (Essential Medicines List, EML) und unentbehrlicher Arzneimittel für Kinder (Essential Medicines List Children, EMLc). Zwei Psoriasis-Biologika, Adalimumab und Ustekinumab, sowie Sonnenschutzmittel mit Schutzwirkung vor UVA- und UVB-Strahlung (Broad Spectrum Sunscreen) und Hautpflege wurden in die 24. Auflage der WHO-Liste aufgenommen. 
Zu verdanken ist diese Aufnahme den Bemühungen und der Beharrlichkeit des ILDS-WHO-Komitees. Prof. Dr. med. Swen Malte John, Abteilung Dermatologie der Universität Osnabrück und Mitglied des Komitees betont: „Dieser große Erfolg war nicht leicht zu erreichen. Zwischendurch war es höchst umstritten und wenn überhaupt schien nur Adalimumab infrage zu kommen. Jetzt hat doch beides geklappt und Ustekinumab ist ebenfalls auf der Liste.“ Bei den Lichtschutzmitteln hatte sich die WHO, so der Experte aus Osnabrück, erst völlig verschlossen gezeigt. Zusammen mit der sehr engagierten Global Albinism Alliance (GAA) gelang dann auch diese Aufnahme.
Dem aufgenommenen „Sunscreen, broad-spectrum“ sind zwei Indikationen zugeordnet: neben dem Albinismus ist auch Xeroderma pigmentosum (XP) aufgeführt. Auch XP-Patientinnen- und Patienten müssen sich vor UV-Strahlung schützen, da schon eine geringe UV-Licht-Exposition zu irreparablen Hautschäden führt und das Risiko für Hautkrebs – ähnlich wie bei Menschen mit Albinismus – sehr hoch ist. (A.43 Sunscreen - prevention of skin cancer in people with albinism, xeroderma pigmentosum - EML and EMLc). 
Der neu aufgenommene IL-12/23-Antikörper Ustekinumab wird für die Indikation Psoriasis („Psoriasis of unspecified type“) für Jugendliche und Erwachsene aufgeführt. (A.51 Ustekinumab - severe psoriasis – EML)
Der monoklonale Antikörper Adalimumab, ein hochwirksames Medikament bei schwerer Psoriasis, wird in der WHO-Liste vier Indikationen zugeordnet, mit dem Hinweis, dass auch Kinder damit therapiert werden können: Axiale Spondyloarthritis, Morbus Crohn, Rheumatoide Arthritis und Juvenile idiopathische Arthritis.
Weiterhin von Bedeutung ist die erstmalige Aufnahme von Emollienzien für die Hautpflege, gerade für die Versorgung von Menschen mit atopischer Dermatitis. Die einschlägigen Leitlinien für die atopische Dermatitis unterstreichen die Bedeutung der Hautpflege („Basistherapie“) für die Rezidivprophylaxe. Unglücklicherweise werden die Kosten für die von den Patientinnen und Patienten benötigten Emollienzien in Deutschland nicht von der gesetzlichen Krankenkasse übernommen. Die Hoffnung der Deutschen Dermatologischen Gesellschaft (DDG) ist jetzt, dass mit diesem jüngsten Schritt der WHO eine diesbezüglich lange fällige Verbesserung für die Betroffenen hierzulande erreicht werden kann – zumal sie letztlich neben der Verringerung von persönlichem Leid auch Kosten einsparen würde.
Die WHO-Liste wird von einem Expertengremium der WHO, dem Expert Committee on the Selection and Use of Essential Medicines alle zwei Jahre revidiert. Zu den Kriterien, die das Gremium für die Überarbeitung heranzieht, gehören vor allem Relevanz für die öffentliche Gesundheit, also dass durch diese Arzneimittel die wichtigsten Gesundheitsbedürfnisse der Bevölkerung wirksam und sicher abgedeckt werden können. Die Medikamente müssen nachweisbar wirksam und sicher, erschwinglich und verfügbar sein.
Das Antragsverfahren ist offen. Forscherinnen und Forscher, akademische Einrichtungen, Nichtregierungsorganisationen, Patientengruppen oder -netzwerke, Pharmaunternehmen und technische Abteilungen der WHO können Anträge auf Änderung der WHO-Liste stellen.
Änderungen meint in diesem Fall das Hinzufügen neuer Arzneimittel oder Formulierungen, die Streichung von Arzneimitteln oder die Erweiterung der Auflistung eines Arzneimittels um eine neue Indikation. „In Bezug auf Adalimumab werden wir uns dafür einsetzen, dass die Liste der Indikationen um die schwere Psoriasis erweitert wird“, kündigt John an.
Die WHO Model List of Essential Medicines listet derzeit 523 Arzneimittel auf. Sie enthält Informationen zur Dosierung und Verabreichung sowie Hinweise auf die zugrunde liegende klinische Evidenz, die zur Empfehlung geführt hat. Die WHO will mit ihrer Modellliste die Regierungen einzelner Staaten ermuntern, eigene Versorgungsstandards zu entwickeln, die dann natürlich an nationale Besonderheiten angepasst werden müssen.
Weitere wesentliche Ergänzungen in der WHO-Liste 2025 betreffen die Krebstherapie, Diabetes mit Begleiterkrankungen wie Adipositas, Mukoviszidose und Hämophilie.

