
Seltene Erkrankungen in der Dermatologie und Clinician Scientist-Programm
Ein Porträt der früheren DDG-Präsidentin Prof. Dr. med. Leena Bruckner-Tuderman
„Niemand kann auf einen Baum steigen, der keine Äste hat.“
Redewendung aus Lappland
In der Dermatologie gehört Professor Leena Bruckner-Tuderman, sowohl national als auch international, zu den bekanntesten und anerkanntesten Persönlichkeiten. Zu ihrem Renommée tragen vor allem ihre herausragenden Forschungsleistungen auf dem Gebiet der angeborenen und erworbenen blasenbildenden Erkrankungen, der Haut-Fragilitätssyndrome und ihre Arbeiten zur Biologie der extrazellulären Matrix der Haut bei.
Hinzu kommen zahlreiche Führungsfunktionen: So war sie Präsidentin der Arbeitsgemeinschaft Dermatologische Forschung (ADF), der European Society for Dermatological Research (ESDR), Vizepräsidentin der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) und nicht zuletzt Präsidentin der Deutschen Dermatologischen Gesellschaft (2017 bis 2019).
In der Zeit ihrer DDG-Präsidentschaft hat sie ganz entscheidende Weichen für die Entwicklung der Fachgesellschaft gestellt: So etablierte sie zusammen mit den Kolleginnen und Kollegen aus dem DDG-Vorstand das Clinician Scientist-Programm der DDG: Stipendien für „geschützte Forschungszeiten“ während der klinischen Tätigkeit. Diese Förderungsformen einer wissenschaftsorientierten und strukturierten Personalentwicklung in den Kliniken – also die Gestaltung wissenschaftlicher Karrierewege von Ärztinnen und Ärzten – standen für Bruckner-Tuderman auch in ihrer Zeit als DFG-Vizepräsidentin auf der Agenda. Für die Implementierung dieses Programms in die Dermatologie sprach unter anderem, dass Forschungsexpertise ein zentraler und zukunftsrelevanter Aspekt eines jeden Faches ist, der ganz direkt mit der akademischen Nachwuchsförderung verbunden sein muss.
Einen weiteren Bereich der Nachwuchsförderung stieß Bruckner-Tuderman in ihrer Amtszeit an: Eine eigene Webseite für die Nachwuchsförderung: Auf www.dermatologe-werden.de können sich Medizinstudierende und junge Ärztinnen und Ärzte vor der Facharzt-Weiterbildung über die wichtigsten dermatologischen Sachgebiete umfassend informieren.
Enge Kolleginnen und Kollegen schätzen an Bruckner-Tuderman, dass sie bei allen Auszeichnungen und beruflichen Erfolgen immer das geblieben ist, was ihren Wesenskern ausmacht: eine besonnene, bescheidene und immer sachbezogene Persönlichkeit. Sie stellt nie ihre Person in den Vordergrund, sondern immer die Inhalte, die ihr am Herzen liegen, beispielsweise eine bessere Diagnostik und Therapie seltener dermatologischer Erkrankungen.
Die seltenen Erkrankungen, denen die Dermatologin einen großen Teil ihrer Forschungszeit schenkt, stehen auch im Zentrum ihrer Arbeit am Zentrum für Fragile Haut und Epidermolysis bullosa (EB) an der Klinik für Dermatologie & Venerologie des Universitätsklinikums Freiburg. Dort erhalten Patientinnen und Patienten mit seltenen Hautfragilitätserkrankungen eine hochspezialisierte Diagnostik, Beratung und Therapie. Diese Hauterkrankungen sind von einer hohen Verletzlichkeit der Haut geprägt und gehen mit chronischen Wunden und einem hohen Leidensdruck für die Patientinnen und Patienten einher. Um die Anbindung dieser wichtigen Thematik an die Arbeit der Fachgesellschaft zu stärken, hat Leena Bruckner-Tuderman während ihrer Amtszeit als DDG-Präsidentin das „Forum Seltene Erkrankungen“ in der DDG gegründet.
Leena Bruckner-Tuderman ist in Finnland aufgewachsen und studierte dort Medizin. Nach zwei Postdoctoral Fellowships in New Jersey und Basel, erhielt sie ihre Facharztausbildung an der Dermatologischen Klinik im Universitätsspital Zürich. Sie habilitierte dort und ging als Oberärztin an die Universitäts-Hautklinik Münster. Aufgrund der formalen Besonderheiten des deutschen Systems bedurfte es einer zweiten Habilitation 1994 und einer zweiten Facharztprüfung. Von 2003 bis 2021 leitete Leena Bruckner-Tuderman die Freiburger Universitäts-Hautklinik. Als Mitglied des DDG-Vorstands engagiert sie sich zusammen mit Prof. Gerd Plewig und Prof. Martin Röcken insbesondere in der Kommission Ehrenmitglieder.