Sri Lanka: Ein Land am Abgrund
DDG stellt Sonderzahlung für Medikamente bereit
Covid-Pandemie, Krieg in der Ukraine, Korruption, Mangel an Weitsicht, Gier, politische Machtkämpfe – das alles führte zu der aktuellen Krise in Sri Lanka, einem Land, das derzeit die schlimmste Wirtschaftskrise seit Jahrzehnten erlebt – so beschreibt der Dermatologe Prof. Jayamini Seneviratne die Ursachen in einer Mail an die DDG Ende April und sendet einen Hilferuf. Prof. Seneviratne leitet eine pädiatrische dermatologische Klinik in Sri Lanka und wird seit vielen Jahren als „DDG-Lecturer“ von der DDG unterstützt.
Die Krise in Sri Lanka ist eine alarmierende Entwicklung, die im Schatten des russischen Angriffskrieges auf die Ukraine wenig Aufmerksamkeit in den Medien findet. In dem Inselstaat, der südöstlich von Indien liegt, leben etwa 22 Millionen Menschen. Die seit Wochen andauernde Krise hat zu politischen Unruhen und Gewalt geführt. Am 9. Mai ist nun auf Drängen der Demonstrierenden der Ministerpräsident des Landes zurückgetreten. Wie sich die politische Lage entwickeln wird, bleibt ungewiss.
Was dies für die Menschen in Sri Lanka und für die Arbeit am Lady Ridgeway Hospital in Colombo bedeutet, beschreibt Prof. Seneviratne folgendermaßen:
„Es gibt weit verbreitete Straßenproteste und Kämpfe. Benzin ist knapp und um ein 4-faches teurer geworden. Wichtige Medikamente fehlen oder die Menschen können sie nicht bezahlen. Die Lebensmittelpreise sind dramatisch gestiegen. Es gibt Stromausfälle und Gas zum Kochen ist nicht verfügbar. Der Tourismus ist zusammengebrochen. Die Tee-, Kautschuk- und Kokosnussexporte sind um 70 Prozent zurückgegangen. Es gibt weder Euros, noch Dollars, noch andere Fremdwährungen im Land.“
Um die desaströse Medikamentenversorgung zu verbessern, hat sich die DDG zu einer Sonderzahlung für Sri Lanka in Höhe von 10.000 Euro entschieden. Zusätzlich hat Dr. Dieter Reinel, Hamburg, Liaison-Officer der DDG für Sri Lanka, 3.500 Euro aus dem von ihm verwalteten Fonds für Sri Lanka als Soforthilfe überwiesen.
Sri Lanka gehört neben Kambodscha und Tansania zu den Ländern, die speziell von der DDG unterstützt werden. Die in Jahrzenten gewachsenen Kontakte haben wesentlich dazu beigetragen, eine leistungsfähige dermatologische Versorgung in dem tropischen Land aufzubauen. „Es sind die persönlichen Besuche und Begegnungen mit Kolleginnen und Kollegen, die uns helfen, den Blick auf die Welt und auf die Dermatologie immer wieder nachzuschärfen und die uns motivieren, uns für ‚benachteiligte Länder‘ einzusetzen“, betont Reinel, der gemeinsam mit den srilankesischen Kollegen dort mehrere Tropendermatologie-Kurse für DDG-Mitglieder organisiert hat.
Das Geld der regelmäßigen Förderung wird für die Unterstützung dermatologischer Projekte, Lectures dermatologischer Dozenten aus Deutschland, Stipendien für Nachwuchsdermatologinnen und -dermatologen aus Sri Lanka und für kleine dermatologische Forschungsprojekte verwendet. „Was vielleicht zunächst wie Entwicklungshilfe anmutet, ist dann aber doch auch immer ein Geben und Nehmen, denn auch wir profitieren von den Erfahrungen in Sri Lanka“, bilanziert Reinel. Und jetzt werde unsere Hilfe besonders benötigt, sagt der Hamburger Dermatologe.
Für die aktuelle Förderung zum Kauf dringend benötigter Medikamente hat das Präsidium des Sri Lanka College of Dermatologists (SLCD) unter Führung der derzeitigen Präsidentin Dr. Chandani Udagedara eine Task Force eingesetzt, so dass sichergestellt ist, dass die Hilfe der DDG direkt bei den dermatologischen Patientinnen und Patienten in Sri Lanka ankommt.