Impulse geben und Potenziale nutzen
Gastbeitrag: Dr. Christin Löffler
Bereits einfache Maßnahmen helfen, nicht nur CO2, sondern auch Kosten einzusparen: Papier nur noch beidseitig bedrucken, Mehrweg- statt Einwegkaffeebecher verwenden, Mülltrennung verbessern, Umstellung vom klimaschädlichen Anästhesiegas Desfluran auf Sevofluran. Die SLK-Kliniken Heilbronn professionalisieren diesen Weg zu mehr Nachhaltigkeit, indem sie nun sogar eine Vollzeitstelle für eine Klimamanagerin/einen Klimamanager einrichten. Welche positiven Erfahrungen die Heilbronner Einrichtung im Kontext des Projektes „KLIK green“ machen konnte, beschreibt Dr. med. Christin Löffler, Klinik für Dermatologie, Allergologie und Phlebologie, SLK-Kliniken Heilbronn, in ihrem Gastbeitrag für den DDG-Newsletter. weiterlesen
Im November 2021 und im März 2022 appellierte der Deutsche Ärztetag an alle Entscheidungsträger des Gesundheitswesens eindringlich, notwendige Maßnahmen in Angriff zu nehmen, um die Klimaneutralität bis 2030 im deutschen Gesundheitswesen umzusetzen. Denn der deutsche Gesundheitssektor trägt mit insgesamt mit 5-8 Prozent der nationalen Treibhausgasemissionen direkt zum Klimawandel bei.
Über den Klimawandel hinaus ist auch der im Gesundheitswesen stark erhöhte Ressourcenverbrauch von Wasser sowie die Müllproduktion und der damit verbundene Kunststoffeintrag in die Umwelt ein zunehmendes Problem. Umweltschutz ist daher eine der Kernaufgaben des Gesundheitswesens. Es stellt sich dann natürlich die Frage, wie Kliniken diese Herkulesaufgabe „Nachhaltigkeit“ bewältigen können?
Eine Initiative mit Leuchtturmqualität startete der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) e. V. mit dem KLIK Green Projekt (https://www.klik-krankenhaus.de), in dem es um Klimaschutz im Krankenhaus ging, das unter der Schirmherrschaft des Verbands der Universitätsklinika Deutschlands stand und vom Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz gefördert wurde. Daran nahmen 250 Kliniken teil, die im Projektzeitraum durch die konsequente Umsetzung nachhaltiger Maßnahmen, eine Energie- und Ressourceneinsparung von 200.000 Tonnen CO2eq erreichten. Dabei zeigte sich, dass bereits einfache Maßnahmen nicht nur zu erheblichen Einsparungen an CO2eq führen, sondern auch wirtschaftlich für Kliniken attraktiv sind.
Die Hautklinik der SKL-Kliniken Heilbronn war eine der an dem Projekt KLIK green beteiligten Kliniken. Im Laufe des Projektes konnten die SLK-Kliniken innerhalb eines Jahres eine nachweisbare Einsparung von ca. 600 t CO2eq erreichen. Bei der Umsetzung standen zunächst einfache Maßnahmen im Vordergrund. Beispielsweise konnte der Papierverbrauch durch die Umstellung der Drucker auf doppelseitigen Druck auf fast 50 Prozent reduziert werden, was zeitgleich zu einer Kostenreduktion führte. Die verbesserte Mülltrennung, insbesondere des umweltschädlichen Plastikmülls, hatte eine Einsparung von über 800 Euro pro Monat zur Folge. Zudem konnten viele Plastikprodukte wie z.B. Einweg-Coffee-to-go-Becher durch umweltfreundliche Alternativen wie Mehrwegbecher ersetzt werden. Aber auch größere Investitionen wie LED, Bewegungsmelder oder Austausch von technischen Geräten können sich schnell amortisieren, zumal es umfangreiche Fördermöglichkeiten gibt: www.foerderdatenbank.de
Besonders wichtig war die Umstellung des klimaschädlichen Anästhesiegases Desfluran auf Sevofluran. Desfluran belastet die Klimabilanz eines Klinikums deutlich. Sein Treibhauspotenzial ist 18-fach höher als bei anderen Inhalationsanästhetika. In der Umwelt wird es zudem nur langsam abgebaut. Auch durch die Anpassung der Lüftungsanlage in den OP-Sälen an die Nutzungszeiten konnte eine Einsparung von Energiekosten erreicht werden.
In Heilbronn nimmt die Einbeziehung und Bildung der Mitarbeiter einen hohen Stellenwert ein. So waren die Rückmeldungen seitens der Mitarbeiter überwältigend, als mit den nachhaltigen Maßnahmen begonnen wurde. Auch das „BusinessBike“ wurde nach Einführung sehr gut angenommen. Der erste Erfolg der Maßnahmenumsetzung führte dazu, dass Anfang des Jahres in Heilbronn eine Vollzeitstelle für einen professionellen Klimamanager geschaffen wurde mit dem Ziel, Umweltschutz voranzutreiben und wirtschaftliche Vorteile zu nutzen.
Nicht zuletzt ist der Krieg in der Ukraine und der damit verbundene zunehmende Mangel an fossilen Energieträgern wie Öl und Gas ein weiterer gewichtiger Grund, nachhaltige Maßnahmen in Kliniken so rasch wie möglich zu etablieren.
Erste Literaturangaben zu Maßnahmen für die Klinik sowie Quellen zu Fördermöglichkeiten können Sie der Homepage des „Arbeitskreises Plastik und Nachhaltigkeit in der Dermatologie (APN)“ der Deutschen Dermatologischen Gesellschaft entnehmen: www.akdermaplastik.de
Bei Fragen zum Thema „Nachhaltigkeit in Kliniken“ wenden Sie sich gerne an:
Dr. med. Christin Löffler, AG „Nachhaltige Klinik- und Praxisführung“ im Arbeitskreis Plastik und Nachhaltigkeit in der Dermatologie (APN), E-Mail: christin.loeffler@slk-kliniken.de
Weitere Informationen: https://www.klik-krankenhaus.de