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RKI meldet drei Fälle mit neuer multiresistenter Gonorrhö

Prof. Dr. Brockmeyer empfiehlt: Therapie mit mindestens 2g Ceftriaxon sollte jetzt Standard sein

Das Robert-Koch Institut berichtet in seinem Epidemiologischen Bulletin vom 28. Mai 2025 von aktuellen Gonorrhö-Fällen aus Nordrhein-Westfalen mit seltener Multiresistenz. Bei den im März 2025 gemeldeten Fällen von Gonorrhö lag eine Resistenz des Erregers Neisseria gonorrhoeae (NG) gegenüber den nach der aktuell gültigen AWMF-Leitlinie therapeutisch wichtigen Cephalosporinen der 3. Generation, Ceftriaxon und Cefixim, sowie eine high-level Resistenz gegenüber Azithromycin vor. Das RKI berichtet weiter, dass die Erreger zudem resistent gegenüber Ciprofloxacin und Tetracyclin seien.

Es erfolgte in allen drei Fällen eine leitliniengerechte Therapie mit Ceftriaxon, bei zwei Fällen in Kombination mit Azithromycin. Bei einem der Fälle kam es zur Abheilung der Infektion. Ein weiterer Fall ist klinisch ohne Symptome, lehnte aber eine mikrobiologische Therapiekontrolle ab. Für den dritten Fall liegen aktuell keine Informationen zum Therapieerfolg vor.
Seitdem wurden keine weiteren Fälle mit einem vergleichbaren Resistenzprofil an das RKI gemeldet.

Es ist jedoch von einer erheblichen Untererfassung resistenter NG in Deutschland auszugehen.

Die Meldung zu neuen multiresistenten Gonokokken kommt nicht überraschend. Prof. Dr. med. Norbert Brockmeyer, Präsident der Deutschen STI Gesellschaft (DSTIG) sagt: „Wir beobachten sehr ausgeprägte Resistenzentwicklungen seit einiger Zeit im südostasiatischen Raum. Auch aus Großbritannien werden Ceftriaxon-Resistenzen gemeldet.“ Aufgrund der zunehmenden Resistenzen und des Anstiegs der minimalen Hemmkonzentration (MHK), das ist die kleinste Wirkstoffkonzentration einer antimikrobiellen Substanz, die eine Erregervermehrung in der Kultur noch verhindert, ist ein Umdenken gefragt. „Eine Therapie mit der höheren Dosis von 2g Ceftriaxon sollte jetzt zum Standard werden“, fordert Brockmeyer. Gleichzeitig sollte schnell geprüft werden, ob nicht die Impfung gegen Meningokokken B (MenB-Impfung), die bei ca. 30 % der Geimpften auch einen Schutz gegen Gonokokken erzeugt, Menschen mit zahlreichen sexuellen Kontakten generell angeboten werden sollte, um die Infektionsraten zu senken.

DSTIG und die Deutsche Dermatologische Gesellschaft hatten in einer kürzlich veröffentlichten gemeinsamen Pressemitteilung auf die zunehmenden Resistenzen und eine Kreuzprotektion einer bestimmten Meningokokken-B-Vakzine gegen Gonorrhö hingewiesen.
https://www.dstig.de/wp-content/uploads/2024/06/DSTIG_Stellungnahme-_MenB-Vakzin_GO_202406.pdf 
https://derma.de/presse/uebersicht/detail/sti-in-zeiten-zunehmender-resistenzen-am-beispiel-der-gonokokken

Beratungsangebot des Konsiliarlabors Gonokokken:

Am Robert Koch-Institut ist das Konsiliarlabor für Gonokokken (Fachgebiet Sexuell übertragbare bakterielle Krankheitserreger) angesiedelt. Das unter Leitung von Dr. med. Susanne Buder arbeitenden Labor übernimmt neben der eigentlichen Laborarbeit zahlreiche wichtige Aufgaben. Es wirkt mit an der Bewertung der epidemiologischen Situation, entwickelt medizinische Leitlinien und entwickelt diagnostischer Verfahren neu, bzw. weiter. Besonders hervorzuheben ist die Beratungstätigkeit, insbesondere des Öffentlichen Gesundheitsdienstes sowie von Laboratorien, niedergelassenen Ärzt:innen, Kliniken und Forschungsinstituten zu Fragen der Diagnostik, Resistenzsituation und Therapieempfehlungen.

Robert Koch-Institut: Fälle von Gonorrhö mit seltener Multiresistenz 2025 nachgewiesen. Epid Bull 2025;22/23:13. DOI 10.25646/13182.

 

Erstellt am
03.06.2025