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Welt-Urtikaria Tag am 1. Oktober 2021: Aktionswoche vom Deutschen Allergie- und Asthmabund e.V.

Vom 1. bis 5. Oktober 2021 können Patientinnen und Patienten sowie Angehörige sich rund um die Themen „Nesselsucht, Angioödem & Co“ informieren. Hochkarätige Experten aus den Bereichen Medizin, Forschung und Wissenschaft referieren an fünf aufeinanderfolgenden Tagen zu den Themen: Medizinische Formen der Urtikaria, psychosoziale Aspekte, Selbstmanagement, Einfluss der Psyche, Nesselsucht und Ernährung. 

Entwickelt wurde ein neues Format, dass die Betroffenen einbindet und zur Reflexion einlädt. An jedem Tag der Aktionswoche wird morgens ein Video-Impulsreferat zum Tagesthema von der jeweiligen Expertin/dem Experten gegeben. Die Teilnehmenden erhalten ein Workbook, das grundlegendes Wissen rund um das Thema vermittelt. Zum Abschluss findet abends ein „Live-Event“ mit der/dem jeweiligen Tagesexpertin oder Tagesexperten statt, bei dem aktuelle Fragen des Tages erörtert werden. Die Aktionswoche führt der DAAB in Kooperation mit Novartis Pharma aus.

Anmeldungen auf der Webseite der Aktionswoche

Zur Urtikaria:
Juckende Quaddeln an der Haut, die spontan und scheinbar ohne besonderen Grund auftreten, gehören zu den häufigeren Erkrankungen der Haut 1. Die Urtikaria, so die medizinische Bezeichnung, ist auch unter dem Namen Nesselsucht und Nesselfieber bekannt. Wenn die Quaddeln nur für wenige Tage oder Wochen auf der Haut sind, spricht man von akuter Urtikaria. Die Behandlung ist dann nicht schwierig. Tritt die Nesselsucht länger als sechs Wochen auf, wird sie als chronisch bezeichnet. Eine solche chronische Urtikaria mit juckenden Quaddeln, Angioödemen (das ist eine Schwellung durch Wassereinlagerungen in der Haut) oder beidem kann sich über Monate oder Jahre hin entwickeln und ist herausfordernd in der Behandlung. 
Wenn die Nesselsucht chronische wird, kann sie die Lebensqualität stark einschränken, zu Depressionen und Angststörungen führen und insgesamt die Leistungsfähigkeit der Patientin oder des Patienten in Schule oder Beruf herabsetzten. Dermatologinnen und Dermatologen versuchen daher mithilfe von Medikamenten eine völlige Beschwerdefreiheit zu erreichen.
 
Das Aufspüren von Auslösern und dann das entsprechende Meiden dieser hilft oft nicht ausreichend, so dass dann eine symptomatische Therapie zu empfehlen ist. Dafür gibt es ein Leitlinienstufenschema der aktuellen europäischen Leitlinie 2: Therapie der ersten Wahl sind H1-Antihistaminika der zweiten Generation. Der Vorteil dieser ist, dass sie im Gegensatz zu „älteren“ Antihistaminika kaum oder nur gering sedierend wirken. Die Therapie mit Antihistaminika soll zunächst in der zugelassenen Dosierung erfolgen. Dabei ist die kontinuierliche Einnahme wichtig. Wenn nach 2 bis 4 Wochen die Beschwerden nicht nachlassen, empfiehlt die europäische Leitlinie eine höhere Dosierung, die bis auf das Vierfache der Standarddosierung angehoben werden kann. Tritt nach weiteren 2 bis 4 Wochen dieser höher dosierten Therapie keine Besserung ein, sollte zusätzlich eine Behandlung mit dem Biologicum Omalizumab erfolgen. Der rekombinante humanisierte Anti-IgE-Antikörper wird in der empfohlenen Dosis von 300 mg alle vier Wochen als subkutane Injektion verabreicht wird. Omalizumab ist zur Therapie der chronischen spontanen Urtikaria für Patientinnen und Patienten ab dem 12. Lebensjahr zugelassen. Wenn nach einer sechsmonatigen Omalizumab-Therapie kein Therapieerfolg eintritt, wird eine Off-Label-Behandlung mit Ciclosporin empfohlen.

Zur „Klassifikation, Diagnostik und Therapie der Urtikaria“ ist eine S3-Leitlinie der Deutschen Gesellschaft für Allergologie und klinische Immunologie e.V. (DGAKI) und der Deutschen Dermatologischen Gesellschaft e.V. (DDG) in Arbeit. Die Fertigstellung wird für Ende des Jahres 2021 erwartet. 

Quellen:
1 Maurer M, Zuberbier T, Siebenhaar F, Krause K: Chronische Urtikaria - Was bringt die neue Leitlinie? J Dtsch Dermatol Ges. 2018 May;16(5):585-595. doi: 10.1111/ddg.13531_g. PMID: 29750471.
2 Zuberbier T, Aberer W, Asero R et al.: The EAACI/GA 2LEN/EDF/WAO Guideline for the Definition, Classification, Diagnosis and Management of Urticaria. The 2017 Revision and Update. Allergy 2018 https://doi.org/10.1111/all.13397

Erstellt am
23.09.2021